Schon im Sommer war es eine grandiose Leistung, innerhalb von nur 2 Wochen eine Kennenlern-Tour zu organisieren. Zu jeder der 24 Etappen machten wir sogar noch eine Vortour durch Geschäfte, Weingüter, Firmen und Praxen. Das war ein gelungener Start. Doch dann folgte dem schönen Sommer ein viel zu langer lock-down. So konnten wir unseren Wahlkampf leider nicht mehr wie geplant weiterführen. Keine Tischgespräche in den Cafés, Gaststätten & Weinstuben, keine Versammlungen, keine Infostände, keine Glühwein-Wanderungen, kein „Winterfeuer“, keine Neujahrsempfänge, keine Fastnachtsveranstaltungen. Mit Maske, beschlagener Brille, ohne Händedruck und nur aus der Distanz gab es keine Chance, um den Bekanntheitsvorsprung des Mitbewerbers aufzuholen.
Eine Besonderheit dieses Wahlkampfs war, dass anstelle von Präsenzveranstaltungen verschiedene Formen von online Veranstaltungen organisiert wurden. Unsere Weihnachtssprech-stunde mit Thomas Gebhart, unser Neujahrsempfang mit Christian Baldauf und in der letzten Woche des Wahlkampfes das Gespräch mit Wolfgang Bosbach waren durchaus erfolgreich, aber dennoch nicht annähernd so wirkungsvoll, wie eine richtige Veranstaltung in einem großen Saal.
Aber letztendlich spielte das keine Rolle mehr, denn unser 8 % Vorsprung (34:26) vom Dezember, wurde in Berlin verspielt und am Ende lagen wir 8% hinter der SPD – ein „swing“ von 16 % ! So schade, dass deshalb Tobias Baumgärtner und Peter Lerch ihre Wahlkreise nicht gewinnen konnten. Und bei uns im Wahlkreis kam erst gegen Mitternacht am Wahlabend die erlösende Nachricht, dass es über die Liste geklappt hat.
Christian Baldauf hatte gegen die vielen Fernsehauftritte der Ministerpräsidentin auch keine Chancengleichheit, doch bei seinen Fernsehauftritten hat er überzeugt. In der konstituierenden Fraktionssitzung wurde er einstimmig von allen 31 Abgeordneten als Vorsitzender bestätigt.
Auch für einen erfahrenen Wahlkämpfer war vieles neu. Weil keine Sitzungen möglich waren, mußten wir nicht nur den Wahlkampf, sondern auch die interne Kommunikation neu organisieren. Unsere Aktiven haben in verschiedenen mail-Arbeitsgruppen Slogans, Programm, Postkarten-Gestaltung und Texte erarbeitet. Die Gemeindeverbände hatten jeweils eine whatsApp-Gruppe mit 20-50 Aktiven eingerichtet, in denen wir Nachrichten per mobil-Telefon austauschten. In der Schlussphase des Wahlkampfs, musste es auch bei internen Nachrichten hoppla-hopp gehen – da wurde nicht korrekturgelesen, bevor auf „senden“ gedrückt wurde.
Leider gelangte in den letzten Tagen vor der Wahl eine dieser rein internen und im Insider-Sprachgebrauch verkürzt abgefassten whats-App-Nachrichten zum politischen Mitbewerber, wurde von diesem aus dem Zusammenhang gerissen, so dargestellt, als sei von uns ein Aufruf als Flugzettel verteilt worden und wurde dann auch noch in den sozialen Netzwerken falsch interpretiert. Dies führte insbesondere bei Wahlhelfern zu Irritationen und ehrlichen Verärgerungen, die ich zutiefst bedaure.
Die Landes-CDU und ich haben in den online-medien diese verfälschte Darstellung zwar schon am Wahltag klargestellt und haben den Wahlhelfern für ihren korrekten und wichtigen Dienst in schwieriger Coronazeit gedankt. Doch eine losgetretene Lawine – insbesondere in den sozialen Medien – kann man nicht stoppen, indem man ihr entgegentritt, so lange sie noch rollt…
